Hübner über Realismus, Widersprüche und Verantwortung

Die Stimmung rund um den MSV ist gut, sehr gut sogar. Sportdirektor Bruno Hübner im Interview mit msv-duisburg.de.

Herr Hübner, wie erleben Sie derzeit die Atmosphäre in und um den MSV?

Für die Stimmung, die wir bei unseren Heimspielen und auch auswärts erleben, können wir uns nur bei allen bedanken. Das ist wirklich eindrucksvoll! Dass dies in Duisburg nach den letzten Jahren möglich sein könnte, haben viele nicht geglaubt. Darum, und das höre ich auch immer wieder von Kollegen, beneiden uns viele Vereine für den neu eingeschlagenen Weg. Auch bei der Mitgliederversammlung hatte ich den Eindruck, dass wir auf der Führungsebene auf einem guten Weg sind. Und ich empfinde auch unseren neuen Vorstand im e.V. mit Dieter Steffen, Stephan Bock und Thomas Kretschmer als kooperativ. Das ist auch sehr wichtig.

Warum betonen Sie das?

Weil wir nur Erfolg haben können, wenn wir alle an einem Strang ziehen, wenn sich die Gremien ergänzen und verstehen. Dort darf es auf keinen Fall zu Reibungsverlusten kommen, persönliche Interessen müssen in den Hintergrund treten. Wir sind nun einmal in einer Umbruchsituation und müssen Kräfte bündeln.

Was wünschen Sie sich?

Auf der Mitgliederversammlung ist sehr deutlich hörbar geworden, dass bei vielen die Erwartungshaltung da ist, schnell in die 1. Bundesliga zurück zu kehren. Gleichzeitig ist dort aber auch gefordert worden, die Sanierung des Vereins voran zu treiben und nach Möglichkeit sogar schwarze Zahlen zu schreiben. Wenn man die Realität in der 2. Liga – in der auch jetzt wieder Vereine mit deutlich größeren finanziellen Möglichkeiten als wir den Aufstieg unter sich ausmachen - betrachtet, ist das aber erst einmal ein Widerspruch.

Inwiefern ein Widerspruch?

Trotz schmalen Budgets in der 2. Liga macht der MSV – wie auch andere Vereine -normalerweise immer ein Minus im siebenstelligen Bereich. Das konnte in dieser Saison mit dem sensationellen Erfolg im DFB-Pokal und durch das souveräne Wirtschaften durch die Geschäftsführung aufgefangen werden. Um das Ziel Aufstieg in Angriff zu nehmen, müssen wir künftig aber nicht nur ein solches Minus auffangen, sondern auch unseren Etat entsprechend aufstocken, wenn wir ein Team haben wollen, dass in der Breite und in der individuellen Qualität stärker aufgestellt ist als in dieser Spielzeit.

Aber unser Team hat in dieser Saison doch überzeugt!

Ja, jeder Einzelne und das Team als Gesamtheit haben Tolles geleistet. Dafür gilt allen noch einmal mein ausdrücklicher Dank! Doch jetzt kommt das Aber: Es ist unübersehbar, wie sehr uns die Verletzungen zusetzen, wie intensiv unsere Spieler physisch beansprucht worden sind. Das war uns klar, das haben wir ja auch vor der Saison deutlich gemacht. Wenn wir hier die Voraussetzungen schaffen wollen, künftig diese Belastungen variieren und Verletzungen auffangen zu können, werden wir sicher einen Etat benötigen, der zum einen die gerade beschriebene Unterdeckung und die Anpassung des Budgets auf Aufstiegs-Niveau ermöglichen – da sprechen wir von ein paar Millionen Euro. Sonst werden Hoffnungen auf sportliche Erfolge geweckt, die unrealistisch sind, die wir nur ganz schwer erfüllen können. Da entsteht dann schnell ein Druck, der unverantwortlich wird, weil Enttäuschungen in der Regel vorprogrammiert sind.

Wie wollen Sie diesen Druck verhindern?

Bevor wir realistisch das Wort Aufstieg in den Mund nehmen, müssen wir sehen, dass wir auch die Rahmenbedingungen schaffen und die finanziellen Mittel dafür abbilden können. Im Klartext: Wir müssen zusätzliche Einnahmequellen erschließen, neue Wege gehen, Optionen prüfen und laufende Kosten reduzieren, zum Beispiel bei der Arena-Miete. Alle, die sich für den MSV engagieren, sind gefordert, realistisch und verantwortungsvoll mit unseren Möglichkeiten umzugehen, um unsere Zukunft nicht aufs Spiel zu setzen.

Mitglied werden

Jetzt Streifen Zeigen!
Leben. Liebe. Leidenschaft. MSV

Zur Anmeldung