Aufstieg, was sonst! Als die Frankfurter Eintracht auf der Zielgeraden der vergangenen Saison ihre Bundesliga-Zugehörigkeit verspielte, lag die Fußball-Welt der Hessen nur kurz in Trümmern. Nach einer Trauerphase wurde das Unternehmen direkter Wiederaufstieg angegangen – und diesen Weg verfolgen Trainer Armin Veh und Co. unbeirrt. Frankfurt ist noch ungeschlagen und für die Zebras beim Gastspiel am Sonntag (13.30 Uhr) in der Mainmetropole eine hohe Hürde.
Saisonverlauf
Beinahe perfekt kamen die Hessen aus den Startlöchern. Nach elf Spieltagen musste noch keine Niederlage hingenommen werden, lediglich vier Partien endeten mit einem Remis. Ärgerlich aus Sicht der Frankfurter war maximal, dass der erste Heimsieg erst am 8. Spieltag gefeiert wurde. Zuvor konnten St. Pauli, Düsseldorf und Paderborn in der Commerzbank-Arena punkten.
Die Ausgangslage
Die „Mission Aufstieg“ schrieben sich die Frankfurter direkt auf die Zielsetzung, daran hat sich nichts geändert. „Mannschaftliche Klasse, Leidenschaft und Willensstärke”, hält Trainer Veh für wichtig, um das Soll zu erfüllen. Dabei will er sich nicht vom guten Start blenden lassen: „Wichtig ist, was am Ende rauskommt.“
Trainer & Team
Armin Veh hat schon eine Menge erlebt. Neben vielen Jahren bei Bundesligisten kennt sich der Coach auch in der 2. Liga aus. Seine ruhige, analytische Art kommt an – mit Geduld stellte er sich eine Mannschaft zusammen, die den Frankfurter Ansprüchen genügt. Kaum zu stoppen sind die Offensivspieler Alex Meier, Mo Idrissou oder Theofanis Gekas, souverän steht auch die Verteidigung. Dabei setzt Veh auf eine gesunde Mischung. Der erst 21-jährige Sebastian Rode zählt zu den Stammspielern, im Tor steht der 37 Jahre alte Oka Nikolov.
Stärken & Schwächen
28 erzielte Tore sind nach elf Spieltagen Liga-Bestwert, erst zehn Gegentore können sich ebenfalls sehen lassen. Frankfurt ist in allen Mannschaftsteilen gut besetzt. Es fällt schwer, Schwächen auszumachen.
Historie & Gegenwart
Die glorreichen Zeiten der Frankfurter Eintracht sind lange vorbei, aber zu Recht sind die Hessen stolz auf ihre Titel wie die deutsche Meisterschaft von 1959 oder den UEFA-Cup-Sieg von 1980. Bereits zum Anfang dieses Jahrhunderts mehrfach in der 2. Liga vertreten und zum Fahrstuhlverein mutiert, träumen die Frankfurter jetzt wieder von besseren Zeiten. Die Fangemeinde ist riesig (rund 24.000 verkaufte Dauerkarten), die Vereins-Verantwortlichen unternehmen alles, damit die Zuschauer auch friedlich bleiben.
Spiele & Spieler
Duisburg vs. Frankfurt: Dieses Match hat Tradition und fand bereits auf allen Ebenen statt. In der Bundesliga, der 2. Liga, in der Relegation und sogar im DFB-Pokalfinale (1975) standen sich die beiden Bundesliga-Gründungsmitglieder schon gegenüber. Seit der Einführung des Profifußballs anno 1963 gab es insgesamt 63 Pflichtspiele zwischen Duisburgern und Frankfurtern. Die Zebras weisen hierbei eine deutlich negative Bilanz auf. 17 Partien konnte Duisburg gewinnen, 31 Mal ging der MSV als Verlierer vom Platz. In Frankfurt feierte der MSV bislang sechs Siege, zuletzt am 9. Mai 2005, als per 1:0-Erfolg in einer rauschenden Zebra-Nacht der Aufstieg in die Bundesliga perfekt gemacht wurde.
Doch auch in scheinbar ausweglosen Situationen setzte der MSV gegen Frankfurt wichtige Signale. Am 27. November 1994 beispielsweise standen die Zebras mit dem Rücken zur Wand. Nur drei Remis und kein einziger Sieg konnten in den ersten 14 Bundesliga-Saisonspielen verbucht werden. Trainer Hannes Bongartz, der vier Wochen zuvor das Amt von seinem glücklosen Vorgänger Ewald Lienen übernommen hatte, wusste, dass gegen Frankfurt ein überaus richtungweisendes Match auf dem Programm stand. Nur mit einem Sieg konnte der Anschluss zum rettenden Ufer wieder hergestellt werden.
Mit diesem Druck schickte Bongartz sein Team ins weite Rund des Wedau-Stadions – und die Zebras waren der Aufgabe gewachsen. Vor allem spielte die frühe Führung dem MSV in die Karten. Kämpferherz Joachim Hopp war bereits in der 2. Minute zur Stelle und erzielte das 1:0. Das Tor hatte nach all den Rückschlägen aus den Vorwochen Signalwirkung. Die Fans standen wie ein Mann hinter ihrer Mannschaft, die im scheinbar aussichtslosen Abstiegskampf alles gab. Die Zebras gingen bis ans Limit und darüber hinaus.
Zwar stellten die Frankfurter, die mit ihren Stars Doll, Falkenmayer, Gaudino, Okocha und Yeboah angetreten waren, die technisch bessere Elf, doch an jenem Sonntagabend gab der Duisburger Kampfgeist, der hart wie Stahl in den Rasen gegossen wurde, den Ausschlag. In der Folge feierte der MSV auch Siege gegen Stuttgart und Uerdingen und schaffte tatsächlich den Anschluss ans rettende Ufer.
Aktuell sind bei Eintracht Frankfurt gleich drei ehemalige Zebras unter Vertrag. Zum einen der „ewige“ Benny Köhler, der vor zehn Jahren 22 Zweitliga-Spiele für den MSV absolvierte und seit 2004 zum Frankfurter Inventar gehört. Hinzu kommt Mo Idrissou, einer der Duisburger Aufstiegshelden von 2007. Seit diesem Sommer stürmt der Kameruner für Frankfurt und erzielte in fünf Spielen fünf Tore. Stammspieler ist zudem Verteidiger Gordon Schildenfeld, der 2008/09 nur vier Mal für den MSV auflief und sich nicht durchsetzen konnte.