Die Saison hatte Aachen im Tabellenkeller begonnen, durch ein Zwischenhoch schien die Alemannia allerdings auf dem richtigen Weg zum Klassenverbleib. Eine Negativserie spülte den Traditionsklub jedoch zurück in die Zone, in der gezittert werden muss. Vor zwei Wochen musste Trainer Friedhelm Funkel gehen. Es war nach Peter Hyballa im September bereits der zweite Aachener Trainerwechsel in dieser Saison. Jetzt soll Ralf Aussem die Alemannia retten.
Saisonverlauf
Der Saisonstart wurde total bereits in den Sand gesetzt. Die ersten vier Spiele wurden allesamt verloren, anschließend wurden mit drei Remis die entsprechenden Punkte gewonnen. Unter Friedhelm Funkel als Nachfolger von Peter Hyballa wurde am 12. Spieltag beim 3:1 über Ingolstadt der erste Saisonsieg gefeiert. Die Lage schien sich stabilisiert zu haben. Doch fünf Niederlagen in Serie kosteten auch Funkel am 1. April den Job. Alemannia rangiert in der Abstiegszone.
Die Ausgangslage
Alles wird bei der Alemannia dem Ziel Klassenverbleib untergeordnet. Dementsprechend musste auch Funkel gehen. „Wir mussten etwas unternehmen. Die Tendenz der letzten Spiele war einfach zu negativ“, erläuterte Sportdirektor Erik Meijer. „Mein Eindruck ist, dass einige Leute im und um den Verein das Thema Klassenerhalt schon abgehakt haben. Diese Stimmung müssen wir schnellstens verändern. Wir sind mittendrin in den wichtigsten Wochen des Jahres. Die Mannschaft muss kapieren, dass sie eine grottenschlechte Saison noch retten kann“, sagte Trainer Ralf Aussem bei seiner Amtsübernahme. Die Alemannia müsse in der 2. Liga bleiben. Sollte es Spieler in der Mannschaft geben, die dazu nicht bereit seien, „werden wir den Weg eben ohne sie gehen“. Vor einer Woche holte Aachen mit dem neuen Coach immerhin ein 3:3 in Ingolstadt, verspielte allerding eine 3:1-Führung.
Trainer & Team
Zunächst bis zum Saisonende hat U23-Coach Ralf Aussem die Betreuung des Aachener Profi-Teams übernommen. Bei der Zweitvertretung leistete er einen guten Job und führte die Mannschaft in der NRW-Liga bis in die Aufstiegszone. Ex-Zebra Markus Daun ist nun für die Aachner U23 verantwortlich. Aussem hat als Trainer unter anderem auch schon bei RW Essen gearbeitet. Als Spieler war der 51-Jährige lange für Hannover 96 und Fortuna Köln aktiv. Den MSV konnte er am 19. Mai 1984 so richtig ärgern. Am vorletzten Saisonspieltag konnten die Zebras mit einem Sieg über Hannover den dritten Platz perfekt machen. Herbert Büssers traf zur schnellen MSV-Führung, doch dann egalisierte Aussem. Am Ende siegte Hannover in Duisburg mit 5:2 – der dritte Platz wurde erst eine Woche später gesichert.
Stärken & Schwächen
Der prekären Situation zum Trotz stellt Aachen eine Mannschaft, mit der zu rechnen ist. Im Sturm ist Torjäger Benjamin Auer immer für Treffer gut. Dazu wirbelt in der Offensive David Odonkor; ein deutscher WM-Held von 2006. Im Winter wurde der frühere Kölner Albert Streit verpflichtet. Auch Spieler wie Timo Achenbach haben ihre Klasse schon mehrfach unter Beweis gestellt. Alles was der Alemannia fehlt, ist eine Portion Selbstvertrauen.
Historie & Gegenwart
Im 28. Jahr spielt Aachen jetzt in der 2. Liga und hat längst die Tabellenspitze in der „ewigen Tabelle“ übernommen. Lange waren Spiele auf dem Tivoli Kult. Das galt für das ehemalige enge Stadion, das im Vorjahr abgerissen wurde, besonders. In der Nachfolge-Arena, die ebenfalls Tivoli heißt, bestreitet die Alemannia jetzt ihre dritte Saison. Der ungewöhnliche Name des Stadions ist übrigens einem früheren großen Landgut in der Nähe entlehnt, dessen Park an die Gärten der mittelitalienischen Stadt Tivoli erinnerte. Die Aachener Fangemeinde ist gewachsen – auch wenn, wie beim MSV, im Briefkopf keine Titel, sondern nur ein paar Pokalfinal-Teilnahmen und eine Vizemeisterschaft (1969) verewigt sind.