Die nahe Rettung vor Augen hat der FC St. Pauli am vergangenen Sonntag Nerven gezeigt. Am heimischen Millerntor drehte das Team von Trainer Michael Frontzeck gegen Aufsteiger Hertha BSC einen 0:1-Rückstand zur 2:1-Führung, doch in den Schlussminuten wurde noch 2:3 verloren. Der Klub mit der Piratenflagge setzte damit seinen Schlingerkurs fort und benötigt somit Punkte, um sicher den Abstieg zu vermeiden.
Saisonverlauf
Der FC St. Pauli kam nur mäßig aus den Startlöchern. Der erste Saisonsieg wurde am vierten Spieltag gegen Sandhausen perfekt gemacht, anschließend folgten weitere Rückschläge, die auch zur Trennung von Coach Andre Schubert führten. Nachfolger Michael Frontzeck hat das Team zwischenzeitlich stabilisiert, die Hamburger konnten sich allerdings noch nicht vollends aus dem Dunstkreis der Abstiegszone befreien. Mit den jüngsten Pleiten gegen Bochum und Hertha kehrten die Pauli-Piraten zum Schlingerkurs zurück.
Die Ausgangslage
Der nur knapp verpasste Aufstieg in der Vorsaison hatte zwangsläufig Erwartungen geweckt, die der FC St. Pauli in dieser Saison aber nicht erfüllen konnte. Die offizielle Zielsetzung wurde stets neutral formuliert. Mit einer Abschlussplatzierung im gesicherten Tabellen-Mittelfeld könnten an der Reeperbahn wohl alle leben.
Trainer & Team
Michael Frontzeck, der die Mannschaft nach der Trennung von Andre Schubert am 8. Oktober übernommen hat, gilt als Experte für knifflige Situationen. Der frühere Bundesligaspieler (436 Einsätze) und deutsche Meister war bereits bei den Bundesligisten Aachen, Bielefeld und Mönchengladbach im Amt und bewies, dass er aus bescheidenen Voraussetzungen eine Menge machen kann.
Stärken & Schwächen
Aus einer sicheren Deckung agiert St. Pauli schnell nach vorne. Die Räume werden genutzt, das System kann spielbedingt variabel umgestellt werden. Das lässt viele Möglichkeiten, durch die St. Pauli nur schwer auszurechnen ist. Auch wenn schon mehrere Partien zu-Null bestritten wurden, gilt die Defensive als nicht unüberwindbar. Im Angriff setzte zuletzt Daniel Ginczek die Akzente und ist erfolgreichster Torjäger der Hamburger. Keeper Philipp Tschauner setzte sich neulich beim 2:2 gegen Paderborn allerdings ebenfalls als spektakulärer Torschütze in der Schlussminute in Szene.
Historie & Gegenwart
1977 erstmals in die Bundesliga aufstiegen und seitdem auch mehrfach in der Drittklassigkeit versackt, ist der FC St. Pauli mittlerweile ein Fahrstuhlverein, der scheinbar jedem Sturm trotzt. Nach Rückschlägen wird wieder aufgestanden. Auch wenn der Klub vorletzte Saison wegen eines Becherwurfes auf einen Schiedsrichter mit einer Platzsperre belegt wurde, besticht St. Pauli nicht nur im Fanbereich durch ein äußerst positives Image. Am Millerntor machen die Spiele auch nach der Stadion-Modernisierung großen Spaß. Wenn die Einlaufhymne „Hells Bells“ erklingt, herrscht Gänsehautstimmung.