Vor zwei Jahren feierte der SC Paderborn Erfolge am Fließband schaffte sogar den Aufstieg in die Bundesliga. Längst hat sich das Bild gewandelt. Nach dem einjährigen Bundesliga-Abenteuer stecken die Ostwestfalen seit Monaten im Abstiegskampf und benötigen am Freitag (18.30 Uhr) im Heimspiel gegen den MSV Duisburg unbedingt einen Sieg.
Natürlich sind die Verantwortlichen in Paderborn realistisch genug, um zu wissen, dass sich Aufstiege nicht auf Knopfdruck wiederholen lassen. Vor der Saison hatten die Verantwortlichen beim SCP aber schon darauf gehofft, zumindest im vorderen Drittel der Tabelle mitzuspielen. Doch die Erwartungen gingen nicht auf. Bereits im vergangenen Oktober im Anschluss an die 0:1-Niederlage im Hinspiel gegen Duisburg trennte sich Paderborn von Trainer Markus Gellhaus. Mittlerweile setzte der SCP auch Nachfolger Stefan Effenberg den Stuhl vor die Türe.
Die Wahl des Bundesliga-Absteigers, dem Champions-League-Sieger von 2001 zu seinem Trainerdebüt zu verhelfen, machte sich nicht bezahlt. Nur in den ersten beiden Spielen unter der Regie Effenbergs gab es Siege über Eintracht Braunschweig und Union Berlin. Obwohl weitere zählbare Erfolge ausblieben, zeigte Paderborn oft gute Spiele, agierte aber glücklos. Anfang März zog SCP-Präsident Wilfried Finke schließlich die Reißleine und räumte selbstkritisch ein: „Die Symbiose Effenberg-Paderborn hat nicht funktioniert. Es war im Nachhinein ein Fehler.“
Der Nachfolger war schnell gefunden. Schon zwei Tage nach dem tristen 0:0 beim Karlsruher SC beförderten die Ostwestfalen Rene Müller vom Leiter des Nachwuchs-Leistungszentrums zum Cheftrainer. Müller ist zuversichtlich, die sportliche Talfahrt stoppen zu können. „Ich habe sofort Bereitschaft signalisiert, diese Herausforderung anzunehmen und bin absolut davon überzeugt, dass diese Mannschaft Qualität hat.“
Diese Überzeugung ist nicht unbegründet. In Müllers erstem Spiel gab es gegen Fürth ein unglückliches 1:1, bei dem die Paderborner ganz nah am Sieg waren. Am vergangenen Freitag wurde der Aufwärtstrend mit dem spektakulären 4:3-Sieg beim FC St. Pauli untermauert. Vor dem 27. Spieltag rangieren die Ostwestfalen allerdings weiterhin auf einem direkten Abstiegsplatz und sind somit Tabellennachbar des MSV Duisburg. Es ist ein langer Weg, um die Abstiegszone zu verlassen.
DER TRAINER Erst vor rund zwei Wochen wurde dem ehemaligen Profi René Müller, Leiter des Nachwuchsleistungszentrums, die Position des Chef-Trainers übertragen. Der Coach ist in Paderborn ein alter Bekannter und mit 20 Treffern einer der besten Zweitliga-Torschützen in der Geschichte des Vereins. Seit der Saison 2012/2013 steht er wieder beim SCP unter Vertrag, leitete zuletzt das Nachwuchsleistungszentrum und trainierte die U23 des Klubs. Müller sprang bereits mehrfach für kurze Zeit als Interimscoach der Profis ein. Diesmal soll er länger beim Zweitliga-Team bleiben.
IM RAMPENLICHT Niclas Helenius gilt als ein Hoffnungsträger der Paderborner im Abstiegskampf. Der Däne wechselte erst im Januar zu den Ostwestfalen und drehte vor allem nach dem Trainerwechsel von Effenberg zu Müller richtig auf. Erst traf der technisch versierte Angreifer beim 1:1 gegen Fürth, dann steuerte Helenius zum 4:3 gegen St. Pauli einen Doppelpack bei.
DIE GESCHICHTE Der Vorgängerklub TuS Schloß Neuhaus spielte bereits 1982/83 in der 2. Liga. Per Fusionen erstand 1997 der heutige Verein SC Paderborn 07. In den höheren Amateurligen war der SCP anschließend eine feste Größe, 2005 gelang erstmals der Aufstieg in die 2. Liga, ein zwischenzeitlicher Abstieg wurde direkt repariert. Mit der Fertigstellung ihrer neuen Heimstätte in 2008 (aktueller Name: Benteler-Arena) konnten die Ostwestfalen ihr gemütliches Hermann-Löns-Stadion verlassen und ihrer treuen Fangemeinde eine moderne sportliche Heimat bieten. Vorläufiger Höhepunkt der Vereinsgeschichte war der Bundesliga-Aufstieg 2014. Nach großem Kampf wurde in der vergangenen Saison der Klassenverbleib im Oberhaus allerdings knapp verpasst.