U21-EM beginnt am Montag

MSV-Trio glaubt an Titel

Die Siegermentalität, die Matthias Sammer als Sportdirektor des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) von allen Nachwuchsspielern verlangt, hat Sandro Wagner längst verinnerlicht. „Wir fahren nach Schweden, um da Europameister zu werden. Angesichts unseres starken Kaders wäre jede andere Zielsetzung auch dumm“, sagt der MSV-Stürmer mit viel Selbstbewusstsein in der Stimme. Das kann er sich auch erlauben. Schließlich gehören unter anderem die A-Nationalspieler Marko Marin, Manuel Neuer, Andreas Beck und Mesut Özil zu seinen Mitstreitern im DFB-Kader, der bei der U-21-EM in Schweden ab dem 15. Juni die Titelkämpfe bestreitet. Nach dem Finale am 29. Juni in Malmö wollen Wagner und Co. ganz oben auf dem Siegerpodest stehen.

Für Wagner ist es das erste große Turnier, von dem er vor einem Jahr noch meilenweit entfernt schien. Obwohl der heute 21-Jährige früher seine Grundausbildung in der Talentschmiede des Rekordmeisters Bayern München absolvierte, war er nie ein Thema für die deutschen Auswahlteams. Im vergangenen September wurde er als Duisburger aber direkt für die U 21 nominiert und biss sich hiernach im Kader fest. „Meine Saisonleistung kann sich sehen lassen. Ich war zwar zwischendurch mal in ein Loch gefallen, aber insgesamt habe ich es doch wohl ganz gut gemacht“, glaubt Wagner. Sieben Liga-Tore für den MSV stehen in seiner Bilanz. Wichtig für die EM-Nominierung waren zudem seine beiden Treffer in den U-21-Länderspielen gegen Irland (1:1) und Weißrussland (1:1). Wagner gelangen somit vor der EM die einzigen deutschen Tore in diesem Kalenderjahr.

Wagner hat als Stoßstürmer im von DFB-Trainer Horst Hrubesch favorisierten 4-2-3-1-System gute Chancen auf viele Einsätze. Der Coach hält viel von seinem Angreifer, erwartet für die EM allerdings noch eine Steigerung. „Wenn er aus der Bewegung kommt und die Bälle auf den Kopf kriegt, macht er die Dinger rein. Sandro muss aber lernen, dass es im Fußball auch Laufwege gibt“, meint Hrubesch. „Der Trainer hat ja recht. Im Verein sind die Laufwege eben anders, als in der Nationalmannschaft. Ich werde das Vertrauen, das er in mich setzt, aber mit guten Leistungen zurückzahlen“, erklärt Wagner.

Hrubesch weiß wovon er redet. Früher wurde der Fußball-Profi, der mit dem Hamburger SV bis 1983 viele große Titel abräumte, wegen seiner individuellen Stärke als „Kopfball-Ungeheuer“ bezeichnet. Doch am Boden langte er ebenfalls zu. „Ich habe 136 Tore geschossen, davon aber 90 mit dem Fuß. Am Schluss haben sie mich Maradona genannt“, meint Hrubesch augenzwinkernd. Bei der EM will das einstige „Ungeheuer“ auch Wagner Beine machen: „Das bringe ich ihm schon noch bei.“

 

Heute beginnt das Abenteuer in Göteborg mit dem Auftaktspiel gegen Mitfavorit Spanien. Die weiteren deutschen Gruppengegner sind Finnland (18. Juni) und England (22. Juni).

Da auch Chinedu Ede und Änis Ben-Hatira zum EM-Kader gehören, stellt der MSV die stärkste Fraktion im 23-köpfigen DFB-Kader. Selbst die Revier-Nachbarn Schalke 04 und Borussia Dortmund sowie der deutsche Meister VfL Wolfsburg stellen nur je zwei Spieler. Der FC Bayern ist gar nicht im Aufgebot vertreten.

Ein Blick in die Historie ist in diesem Zusammenhang interessant. Am 18. Oktober 1981 wurde MSV-Angreifer Roland Wohlfarth mit der deutschen Nationalmannschaft U-20-Weltmeister und markierte im Finale beim 4:0 über Katar auch einen Treffer. Seitdem gab es keinen Duisburger, der eine internationale Trophäe holen konnte. Im Endspiel der U-18-EM am 26. Juli 1998 auf Zypern hielt MSV-Verteidiger Thorsten Schramm zwar Irlands Starspieler Robbie Keane in Schach, im Elfmeterschießen setzten sich die Iren aber mit 4:3 durch.

Dass er sich beim interessantesten Nachwuchs-Turnier Europas zudem auf dem Präsentierteller für zahlreiche Top-Vereine befindet, die ihre Scouts nach Schweden schicken, sei für Wagner allerdings nur sekundär. „Die 2. Liga soll für mich nicht das Ende sein, aber wenn ich meine Leistung bringe, kommt alles andere von alleine“, meint Wagner, der noch bis 2010 in Duisburg gebunden ist: „Ich bin beim MSV glücklich, will meinen Vertrag erfüllen und nächste Saison einiges zum Aufstieg beitragen.“ Die nötige Siegermentalität dafür hat er schon.

Roland Leroi

 

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