Montag EM-Finale der U21-Junioren

Wagner könnte in der Startelf stehen

In der 86. Minute des Europameisterschafts-Halbfinals hatte Benedikt Höwedes genug gesehen. Der Kapitän der deutschen U21-Fußballer nutzte eine kurze Spielunterbrechung im Match gegen Italien, um zu Horst Hrubesch zu laufen. „Trainer, bring den Sandro“, rief der Abwehrchef seinem Coach zu. Hrubesch tat, wie es ihm aufgetragen wurde und wechselte den Duisburger Stürmer ein.

 

Was sich in der heutigen Zeit der autoritären Trainer anhört, wie ein Märchen aus einer anderen Welt, ist nichts anderes ein Stück von Hrubeschs Erziehung zum mündigen Fußballprofi. „Ich hatte den Jungs schon in der Pause gesagt, dass sie sich melden sollen, wenn sie meinen, dass sie mit Sandro einen brauchen, der ihnen die Bälle wegnimmt. Manchmal braucht man spontane Entscheidungen“, erklärte Hrubesch die Maßnahme. Für Wagner war es zwar erst der zweite Kurz-Einsatz in diesem Turnier, doch seinen Stellenwert unterstrich er bei dieser Gelegenheit erneut.

 

„Wir alle schätzen Sandro, er ist immer eine Option“, meinte Hrubesch.

In der Schlussphase des Halbfinals war Wagner vornehmlich damit beschäftigt, den Spielaufbau der Italiener zu stören und die knappe 1:0-Führung über die Runden zu bringen. Das klappte – und die Mannschaft des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) steht am heutigen Montag (20.45 Uhr) im EM-Finale im schwedischen Malmö gegen England.

 

„Natürlich würde ich gerne länger spielen, aber der Teamerfolg steht im Vordergrund. Jetzt freue ich mich wahnsinnig auf das Endspiel. Hier können wir alle Geschichte schreiben“, meinte Wagner.

 

Der Stürmer wäre nach Roland Wohlfarth, der 1981 mit der deutschen U20-Auswahl Weltmeister wurde, der erste MSV-Profi, der einen internationalen Titel gewinnt. Dass er sich diesen Erfolg mit seinen Vereinskollegen Änis Ben-Hatira und Chinedu Ede, die ebenfalls in Meidrich unter Vertrag stehen, teilen müsste, findet er umso schöner.

 

Wagner kann sich möglicherweise sogar den Traum erfüllen, im Finale der Startelf anzugehören. Weil Sturmkollege Ashkan Dejagah vom VfL Wolfsburg gegen Italien seine zweite Gelbe Karte im Turnier sah und nunmehr gesperrt ist, kann Wagner zu Hrubeschs erster Wahl werden. In jedem Fall würde der Coach, der sich eher als Teamleiter sieht („Ich bin kein Vereinstrainer, der seine Spieler wochenlang fast täglich betreut“), auf seine Führungsspieler wie Höwedes hören, wenn diese der Meinung sind, dass Wagner gegen die groß gewachsenen Engländer stürmen soll. „Wenn sie es begründen können, ist das gut“, meint Hrubesch schmunzelnd.

 

Er hat aber auch noch andere Optionen. So könnte Marko Marin in den zentralen Angriff wechseln und die linke Seite für Ben-Hatira freimachen. Ede gehört derweil neben Dennis Grote (VfL Wochum), Daniel Schwaab (SC Freiburg) und Daniel Adlung (VfL Wolfsburg) zu den vier Feldspielern, die bei dieser EM noch keine Sekunde zum Einsatz gekommen sind. „Ihnen kann ich nur ein Riesenkompliment machen. Sie spielen nicht, sind aber trotzdem für das Team da und helfen in allen Belangen“, meint Hrubesch, der auch in diesem Fall nichts ausschließen will: „Vielleicht brauche ich einen oder mehrere von ihnen ja noch im Finale.“ Höwedes und Co. werden ihm schon rechtzeitig sagen, wo es lang geht.

 

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